Vögelhochzeit

Der Valentinstag ist das Feindbild vieler Männer und auch einiger Frauen. Als Erfindung der Blumenhändler verschrien, ist sein Ruf nicht der beste. Oft wird er missbraucht, um die eigenen Wünsche nach Zuwendung und Aufmerksamkeit zu forcieren. Regelmäßig beziehen sich dann diese Damen oder Herren auf den Heiligen Valentin, den Bischof von Terni, was nicht einer gewissen Komik entbehrt, da jener Schutzpatron fallender Krankheiten ist. Epilepsie und Ohnmacht bringen jedoch die wenigsten Menschen mit dem wundervollen Gefühl der Liebe in Einklang. Es lässt sich kaum ein Bezug herstellen.

Der Ursprung ist wohl, wie bei vielen anderen Festen, die von der Kirche adaptiert wurden, heidnischer Natur. Das Fest zu Ehren der römischen Göttin Juno, die der griechischen Hera entspricht, gleicht eher der Art und Weise, heutzutage den Valentinstag zu zelebrieren. Es findet am 14. Februar statt. Um der Beschützerin von Familie und Ehe zu huldigen, wurden die Frauen an diesem Tag mit Blumen beschenkt. Der Glaube besagt, dass Dank ihrer Kraft das Orakel den richtigen Partner erwählen kann. Daraus wurde dann im Verlauf der Geschichte in Deutschland der sogenannte Vielliebchentag. Das griechische Lupercaliafest, welches gleich im Anschluss am 15. Februar stattfindet, lässt auch gewisse Bezüge erkennen. In seinem Mittelpunkt stehen Reinigungs- und Fruchtbarkeitsriten. Ein Schlingel, der hier Böses denkt. Durch die Macht Amors und Losentscheid fanden junge Paare zueinander.

Im Zuge der Christianisierung nahm sich dann die Kirche dieses Feiertages an. In den ostkirchlichen Gebieten findet Weihnachten erst am 6. Januar statt und entsprechend dem mosaischen Brauchtum muss ein Neugeborenes vierzig Tage nach der Geburt in den Tempel, gebracht werden, was auf den 14. Februar fällt, das Fest der Darstellung des Herrn oder auch Maria Lichtmess genannt. Der Beitrag des Papstes Gelasius I., die heidnischen Riten dabei den Vorstellungen des Gottes Staates anzupassen, konnte sich nicht weitläufig durchsetzen. So sollten christliche Jugendliche Namen von Heiligen auslosen, um deren Leben und Tugenden zum Vorbild zu nehmen.

Mehr Einfluss auf die Bekanntheit des Feiertages hatte da wohl Geoffrey Chaucer mit seinem Gedicht „Parliament of Foules“ (Parlament der Vögel) in dem es heißt: „For this was sent on Seynt Valentyne’s day, whan every foul cometh ther to choose his mate.“ Es geht darin um die Paarungszeit der Vögel, die auch im deutschen Volkslied „Die Vogelhochzeit“ thematisiert wird. Die moderne umgangssprachliche Verwendung des Wortes „vögeln“ lässt sich somit, sprachwissenschaftlich betrachtet, leicht herleiten. Und schließlich und letztendlich geht es ja um die Liebe.

Wenn sie denn nun der Meinung sein sollten (freiwillig oder auch nicht), diesen Tag begehen zu wollen, dann an dieser Stelle der gutgemeinte Rat: Seien sie fortschrittlich! Verhaften sie nicht im Heidentum! Orientieren sie sich an Chaucer, mit ihm haben Sie eine Ausrede.