gelesen: Zoran Drvenkar – Du

Hauptsächlich geht es um 7 Personen, die auf den ersten Blick nichts miteinander zu tun haben. Geschickt webt Drvenkar die Erzählfäden und verwirrt den Leser ein ums andere Mal. Erst nach und nach gibt er Stücke frei und der Leser sieht etwas klarer, ohne das große Ganze zu durchblicken. Die Story selber ist gut durchdacht und in sich logisch, wenn auch verworren und von Lügen und Halbwahrheiten durchdrungen wie sonst nur die Realität. Der Spannungsbogen ist mörderisch und hält bis zum Schluss.

Genauso mörderisch ist auch Drvenkars Art zu schreiben. Mit viel Liebe baut er eine Heile-Welt-Atmosphäre auf, um sie dann mit einem Satz zu zerstören und ins komplette Chaos zu stürzen. Drvenkar schreibt kalt und hart wie Eisen, und doch zeichnet er Personen mit Tiefe und Charakter. Dabei jagt man mit einem irren Tempo durch die knapp 600 Seiten und nähert sich einem Schluss, der einfach nur Wahnsinn ist.  Das Ungewöhnliche dieser Geschichte, die Erzählweise und Erzählstruktur ist auch vielleicht ein Schwachpunkt des Buches. Nicht jeder versetzt sich gerne in die Rolle eines Mörders und folgt seinen Gedankengängen, als wären es die eigenen.

Ebenso folgt der Roman keiner chronologischen Reihenfolge und die Handelnden wechseln in jedem Kapitel, was den Leser immer wieder zwingt, das jeweilige Geschehen gedanklich einzuordnen, um folgen zu können. Die Story ist zwar nicht immer glaubwürdig, aber die fesselnde Schreibweise und das immer schneller werdende Tempo haben mich über kleinere Schwächen gut hinweglesen lassen und das Ende kam dann viel zu schnell!